Hanjô / Aoi-no-ue - Dainana-Gekijô

Moderne Nô-Stücke nach MISHIMA Yukio

"Du wartest, ich warte auf nichts."



Der Schriftsteller MISHIMA Yukio (1925-1970) wird auch heute für seine herausragenden Werke und zugleich seine radikale Weltanschauung, die in einem öffentlichen Suizid gipfelte, weltweit hoch geschätzt. 1956 bearbeitete er einige berühmte Stücke des Nô-Theaters zu zeitgenössischen Einaktern um, die in Deutschland bis heute nicht übersetzt wurden. Mishima entwickelte eine große Anziehung zum Nô. Dessen Gefühlswelten und die Einsamkeit der Menschen in einigen Nô zog ihn in seinen Bann.

Die freie Performance-Gruppe Dainana-Gekijo wurde 1999 in Tôkyô vom Regisseur NARUMI Kôhei (1979 in Hokkaidô geboren) gegründet, der ein Absolvent der Universität Waseda (Theater- und Filmwissenschaft) ist. Narumi nahm mehrmals am wichtigen BeSeTo-Festival (Beijing - Seoul - Tôkyô) teil.

Die Spieltechnik des Dainana-Gekijo ist stark von der „Suzuki-Methode“ des großen alten japanischen Regisseurs SUZUKI Tadashi beeinflusst. Suzuki entwickelte mit seinen Akteuren einen, die Körperlichkeit gegenüber dem Text betonenden, Performance-Stil, der sich neben den Spieltechniken des Nô und Kabuki auch am antiken griechischen Theater orientierte und viele dieser Stoffe verarbeitete. Dazu gehört auch tägliches Training der Stimme und des Körpers. Das Dainana-Gekijo will die Einmaligkeit theatralischer Aufführung und ihrer Effekte erreichen, indem der traditionelle japanische Körper mit zeitgenössischem Tanz verbunden wird.

Das Repertoire besteht hauptsächlich aus traditionellen japanischen Theaterstücken, den großen Tragödien, besonders aus den griechischen Tragödien, und modernen Stücken. Dainana-Gekijo beschäftigt sich intensiv mit den universellen Problemen Krieg, Gesellschaft, Religion, und Rassismus, welche die ganze Menschheit betreffen.



Hanjô erzählt von der Liebe einer jungen Frau, die in einer Herberge arbeitet, zu dem adligen Herren Yoshida no Shôshô. Dieser trifft sie bei einem folgenden Besuch nicht mehr an, da die junge Frau fortgeschickt wurde, die Liaison war nicht erwünscht. Auf seiner Suche nach ihr begegnet er in einem Tempel einer wahnsinnig tanzenden Frau, er erkennt ihren Fächer wieder, den hatte er ihr einst als Zeichen seiner Liebe geschenkt. Die beiden erkennen sich und sind fortan glücklich vereint.

Aoi-no-ue ist eine der berühmtesten Eifersuchtsgeschichten im Nô. Die Hofdame Aoi liegt schwer krank im Bett. Sie ist war Favoritin des berühmten Prinzen Genji und zog die gesammelten Flüche der Eifersucht der verschmähten Dame Rokujo auf sich. Im Nô wird Aoi nur durch ein am vorderen Bühnenrand liegendes Tuch dargestellt.

Ein Bergpriester wird gerufen, um den Geist der Eifersucht auszutreiben. Er bringt den Geist zum Erscheinen, die Gesichtsmaske der eifersüchtigen Frau, die gehörnte Hannya mit dem weit aufgerissenen Maul ist eine der berühmtesten Larven des Nô.

Nach einem Gastspiel in Korea 2008 und zahlreichen Tourneen in Japan, wird das Dainana-Gekijô zum ersten Mal außerhalb Ostasiens zu erleben sein.



(EUROPA-PREMIERE)



(Aufführung in japanischer Sprache mit deutschen Übertiteln)



www.dainanagekijo.org



Mi, 7. Oktober 2009, 20 Uhr: Spinnwerk (Festivaleröffnung)



Spinnwerk