Wiener Figurentheater
- ganz vertraulich - ich erzähl es nur dir - besser ich schreibe - so
kann es niemand hören -
Was, wenn man seinen Kopf auf Papierseiten bettet, denen man zuvor Beobachtungen
und Gedanken anvertraut hat?
Vor über tausend Jahren hatte die japanische Hofdame Sei Shonagon von
der Kaiserin wertvolles Papier geschenkt
bekommen und darauf ihr Kopfkissenbuch verfasst. Eine subjektive Skizze
des Lebens dieser Zeit, persönliche Ideen,
die nicht dafür gedacht waren, von anderen Personen gelesen zu werden.
Aber sie wurden es doch.
Und seither ist das Kopfkissenbuch der Hofdame Sei Shonagon ein Klassiker
der japanischen Literatur.
Eine der Fragen, die Sei Shonagon sich stellte war zum Beispiel: Wann
ist ein Liebhaber ungeschickt?
Heute beantworten zwei junge Frauen diese Fragen. Ist es die gleiche Antwort?
Sind ihre Beobachtungen und Gedanken heute, nach so langer Zeit und hier
auf der anderen Seite der Welt noch was für uns?
Machen diese 1000 Jahre uns als Menschen so unterschiedlich oder reichen
wir durch ihr Buch
einander die Hände, blinzeln uns zu und sagen zu uns Schwester oder Freundin.
Im Bett wird gefragt und hinterfragt. Im Bett, ist man einsam, ist man
zweisam, ist man ängstlich, ist
entspannt, verspannt, versponnen.
Im Bett wird geträumt, geflüstert und gestorben,
Das Unbewusste kann dort munter seine Gymnastik treiben.
Schattenspiele, Puppenspiele, somnambule Songs, Liebeshändel mit fabelhaften
Liebhabern, der Slip der
unters Bett gefallen ist, wird sofort von einem dieser Untermbettkerle,
wie von einem Einsiedlerkrebs
besetzt, unter dem Bett, das wissen wir ja, da ist es nie geheuer.
Spiel: Theresa Eipeldauer, Claudia Weissenbrunner
Musik/Komposition: Theresa Eipeldauer ; Figurenbau: Claudia Weissenbrunner
Regie/Konzept: Christoph Bochdansky
Eine Koproduktion mit dreizurdritten, Wien. Mit Unterstützung von SONE.
Premiere: 28. Mai 2009, Figurentheater LILARUM, Wien.
(Deutschland-Premiere)
(Aufführung in deutscher Sprache)