Die Familie SHIGEYAMA Chuzaburô und das von ihr geleitete Sarugaku-kai,
in dem auch
einige Nichtjapaner Kyôgen spielen, wird in diesem Jahr nicht nur ein
seltenes
Auslandsgastspiel auf dem Festival geben, sondern auch einen Einführungsworkshop
zum Kyôgen abhalten. Kyôgen wird noch heute als Familienkunst von Eltern
an ihre
Kinder gelehrt, jedoch haben schon lange auch andere die Möglichkeit,
sich im Kyôgen zu üben.
SHIGEYAMA Chûzaburô ist mit 81 Jahren einer der ältesten noch aktiven
Akteure in Japan, er wurde
von der Kulturagentur bereits zum lebenden Nationalschatz ernannt. In
der alten Hauptstadt Japans,
Kyôto lebend, ist Chûzaburô zusammen mit seinem Sohn und designierten
Nachfolger Yoshinobu (27),
regelmäßig in allen großen Städten Japans zu sehen. Chûzaburô erhält seit
mehr als 4 Jahrzehnten
wichtige japanische Kulturpreise. Er war bereits auf zahlreichen Auslandstourneen
in Europa, den
USA, Asien und Australien zu erleben.
Nach Chûzaburôs Auffassung geht es beim Kyôgen nicht nur darum, die Leute
laut zum Lachen zu bringen,
sondern in ihnen auch ein tief innewohnendes Lächeln zu wecken, das sie
noch lange nach der Vorstellung
in ihrem Alltag begleitet.
Yoshinobu hatte seine Bühnendebüt mit 4 Jahren, er war ebenfalls auf zahlreichen
Tourneen in
Osteuropa, Australien und Asien zu erleben, neben Kyôgen ist er auch in
Kooperationen mit
Zeitgenössischem Tanz und Theater sowie Breakdance aktiv gewesen.
Zur Aufführung werden die Kyôgen Ne-on-gyoku (Singen im Liegen) und Fukurô
(Der Bergasket und
die Eule) kommen.
Ne-on-gyoku (Singen im Liegen) ist ein Herr- (Shû) und Diener- (Tarôkaja)
Kyôgen: Der Herr kam an
Tarô-kajas Zimmer in der vorherigen Nacht vorbei, und hörte ihn dort mit
heller und klarer Stimme
singen. Er ruft ihn zu sich und befiehlt ihm zu singen. Tarô-kaja erwidert,
er könne nur singen,
wenn er betrunken sei, also lässt der Herr ihm Reiswein (Sake) bringen.
Tarô-kaja trinkt und trinkt,
fängt aber nicht an zu singen. Der Herr erinnert ihn daran, dass er singen
soll. Tarô-kaja sagt,
nachdem er betrunken ist, müsse er sich hinlegen, mit dem Knie seiner
Frau als Kissen, um singen
zu können. Der Herr bietet sein eigenes Knie an, Tarô-kaja tut so, als
wäre der Herr seine Frau
und singt ein sehr kurzes Lied.
Der Herr befielt ihm im Sitzen zu singen, dann im Stehen, aber Tarô-kaja
tut so, als würde er
keinen Ton herausbekommen. Um Tarô-kaja noch einmal zum Singen zu bringen,
bietet der Herr noch
einmal sein Knie an.
Während Tarô-kaja singt, richtet ihn der Herr auf, sofort hört er auf
zu singen. Der Herr legt
ihn wieder hin, worauf Tarô-kaja weiter singt. Der Herr wiederholt das
mehrere Male und mit
zunehmender Geschwindigkeit, bis Tarô-kaja verwirrt wird und singt wenn
er oben ist und nicht
singt, wenn er unten liegt. Schließlich steht er und tanzt während er
singt.
Der Herr jagt ihn, den Lügner, von der Bühne.
Fukurô Yamabushi (Der Bergasket und die Eule) ist ein Bergasketen- (Yamabushi)
Kyôgen: Der ältere Bruder
sucht einen Bergasketen auf, um für seinen jüngeren Bruder Gebetssänge
zu erbitten. Dieser jüngere Bruder
verhält sich seit kurzem sehr seltsam, als sei er von etwas besessen.
Der Bergasket stimmt zu, mit allen
seinen Kräften eine Heilung zu versuchen. Kurz nachdem er mit seinen Gebetsgesängen
begonnen hat, springt
der jüngere Bruder herum und gibt Eulenlaute von sich. Dem älteren Bruder
fällt ein, dass sein Bruder vor
einigen Tagen mit seinen Freunden ins Gebirge ging ,um Eulennester zu
zerstören. Der Bergasket erklärt daraufhin,
es sei völlig klar, der Bruder müsse vom Eulengeist besessen sein, und
verdoppelt sogleich die Intensität seiner Gebete.
Während der Gebete, die weiter begleitet werden vom Springen und den Eulenlauten
haucht der jüngere Bruder dem
älteren seinen Atem ins Gesicht, woraufhin dieser ebenfalls zu springen
und zu rufen beginnt. Irgendwann gibt
der Bergasket es auf, den Geist zu vertreiben und alle drei hüpfen mit
Eulenrufen von der Bühne.
(EUROPA-PREMIERE)
(Aufführung in japanischer Sprache mit deutschen Übertiteln)